Wir solidarisieren uns mit
den zahllosen von Umwandlung und Verdrängung betroffenen
Hausgemeinschaften in Berlin und bedanken uns insbesondere bei Wem
gehört Moabit? und der Initiative
Wohnen in der Torstraße 225/227 für die Unterstützung.
Wir sind Teil des
berlinweiten Netzwerks #200Häuser
für Menschen, die von Umwandlung und daraus resultierender Verdrängung
und Eigenbedarfskündigung betroffen sind. Das Netzwerk 200Häuser bringt
Mieter*innen zusammen und verwandelt anonyme Betroffenheit in gemeinsame
Kraft zum Handeln.
"Wir Mieter*innen befürchten früher oder später aus unseren
Wohnungen verdrängt zu werden. In den Kiezen droht eine
tiefgreifende Änderung der Sozialstruktur und damit der Verlust der
durchmischten Stadt. Modernisierungs- und Aufstockungsarbeiten in
unseren Häusern stellen eine massive Belastung für uns
Bewohner*innen dar. Viele ziehen deswegen aus. Die Anzahl
leerstehender Wohnungen in den von uns bewohnten Häusern ist
auffällig."
Das ist unter anderem in
dem offenen Brief
an die ACCENTRO
Real Estate und deren Geschäftsführer Lars Schriewer zu lesen. Das
#Accentro-Häuser-Netzwerk gehört ebenfalls zum Netzwerk #200Häuser.
Unser gemeinsames Ziel ist es, die Verwertung von Wohnraum und die
Verdrängung durch #Umwandlung zu stoppen.
"Das Geschäftsmodell der Accentro Real Estate AG steht
insbesondere in Berlin in der Kritik. Dem Konzern wird u. a. die
Spekulation mit Wohnraum, hoher Wohnungsleerstand und aggressives
Verhalten gegenüber den Mietern vorgeworfen. Mieter aus betroffenen
Häusern befürchten ihre Verdrängung und haben sich zu einem Netzwerk
zusammengeschlossen, das sich im August 2020
mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt hat, in dem
die Mieter auf diese für sie problematischen Zustände hinweisen."
Um die Goldgräberstimmung
im Westfälischen Viertel zu veranschaulichen, verweisen wir auf den
Beitrag Goldene
Zeiten – Gentrifizierung in Moabit für gehobene Kreise"
(MoabitOnline). Ein Kaufpreis von €8000,00 brutto pro Quadratmeter
zuzüglich Gebühren wie in der Essener Str. 23 ist einfach jenseits allen
Anstands.
Zur wirkungsvollen
Entkräftung der absurden und zynischen Argumentation von
Wohnungsprivatisierern und Immobilienlobbyisten, Wohnraum durch
Umwandlung zu schaffen, empfehlen wir den Artikel von Christoph
Trautvetter: Die
falschen Versprechen der Umwandler: Unbezahlbarer Wohnraum und
keine einzige zusätzliche Wohnung.
Umwandlung als Risiko für die Käufer*innen
"Ein wichtiger Grund dafür, dass nur so wenige Mieter*innen ihre
umgewandelte Wohnung kaufen, sind die hohen Kaufpreise. In den
letzten Jahren sind in Berlin die Kaufpreise für Immobilien sehr
viel schneller gestiegen als die Mieten. Das liegt nur zum Teil an
den gesunkenen Zinsen, die bei gleichbleibender Zins- und
Tilgungszahlung – das nötige Eigenkapital vorausgesetzt – höhere
Kredite und damit höhere Kaufpreise ermöglichen. 2018 lagen die
durchschnittlichen Kaufpreise beim 2,3-Fachen des Preises von 2010,
die Mieten für neuvermietete Wohnungen waren jedoch nur auf das
1,7-Fache gestiegen. Die Erhöhung der Bestandsmieten auf das
1,1-Fache lag sogar nochmal deutlich unter der Erhöhung der
Einkommen auf das 1,3-Fache."
"Neben dem Preisrisiko übernehmen die Käufer*innen auch alle Risiken
in Bezug auf die Immobilie. Als Teil der
Wohnungseigentümergemeinschaft müssen sie anteilig für Reparaturen
aufkommen. Dabei sind sie oft im Nachteil gegenüber den
professionellen Verkäufern, vorallem wenn diese noch eine Mehrheit der
Wohnungen im Gebäude besitzen und damit die Entscheidungen der
Gemeinschaft diktieren können."
Trautvetter
(2020)
Ein weiterer, keineswegs zu vernachlässigender Aspekt bei der Kalkulation der Folgekosten beim Erwerb von Wohneigentum sind die zu erwartenden steigenden Baukosten von Modernsierungen und Instandsetzungen. Zeit Online vom 04.06.2021 berichtet über die zunehmende Knappheit der Baustoffe Holz, Stahl und Beton. Die Knappheit von Baustoffen lässt eine zunehmende Verschiebung von Bauprojekten und weiter steigende Baukosten erwarten.
Der Berliner Mieterverein
hat im Infoblatt 25 Wohnung
kaufen oder Mieter bleiben? die Risiken des Kaufs einer
Eigentumswohnung zusammengestellt. Darin heißt es unter anderem:
"In der eigenen Wohnung droht dem Eigentümer zwar keine Kündigung
und keine Mieterhöhung, aber er ist nicht “Herr im Hause”. Das
Recht, über die Benutzung, Verwaltung und über Änderungen am
Gemeinschaftseigentum zu bestimmen, muss er sich mit allen anderen
Eigentümern teilen. Hierzu gibt es die Eigentümerversammlung, wo
jeder Eigentümer Stimmrecht hat."
Der SPIEGEL
(31/2018) beschreibt die Eigentümerversammlungen in einem Artikel als ein
modernes Drama:
"Wer eine Wohnung kauft, glaubt, er habe es geschafft. Weit
gefehlt."
(...) "Vollends geisterhaft kann es für Wohnungseigentümer eines
Altbaus in urbaner Lage werden, wenn der Verkauf eines ungenutzten
Dachbodens die Gemeinschaft bereichern könnte, dafür aber die Unbill
einer jahrelangen Baustelle in Kauf zu nehmen ist. Und will man es
im Falle des Verkaufs mit einem Investor (schon dieses Wort ruft
heftig divergierende Assoziationen auf) zu tun haben oder mit einer
freundlichen Familie, die garantiert nicht weiterverkauft (was ja
bedeutete: Man selbst hat Lärm und Dreck ertragen, um für andere
Profit zu ermöglichen), deren Zöglinge aber dem Paar im fünften
Stock auf den ergrauten Köpfen herumturnen? Hier streiten die
Interessen solcher Eigentümer, die im Hause wohnen, mit jenen, die
vermieten und an den schönen Hoffesten nicht teilnehmen, dafür aber
in beunruhigender Frequenz das Baurecht im Munde führen oder gleich
selbst Anwalt sind."