Bundesratufer 12 - unser (!) Refugium an der Spree

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Den Ausverkauf des Westfälischen Viertels unverzüglich beenden: Abriss von bezahlbarem Wohnraum stoppen, Luxusneubau verhindern!

Entmietung und #Verdrängung beenden!

Keine Spekulationen mit dem #GrundrechtaufWohnen - WIR BLEIBEN ALLE!

Bundesratufer 12

Vier Jahre nach Umwandlung – November 2024  

Drei von 30 Wohnungen wurden noch nicht verkauft (Stand 11/2024).
Die Hausverwaltung hat gewechselt, es ist tatsächlich weniger chaotisch im Haus.
Ein Neueigentümer ruft 28,57 €/m² Nettokaltmiete bei Neuvermietung (Stand 15.11.2024) auf. Die ortsübliche Vergleichsmiete (Berliner Mietspiegel) liegt bei hochwertiger Ausstattung bei rund €10,00 monatlicher Nettokaltmiete.

"Die Möblierung einer Wohnung ändert an sich noch nichts an der Anwendbarkeit der sog. Mietpreisbremse nach §§ 556 d ff. BGB (siehe unser Info Nr. 169). Nach § 549 Abs. 2 BGB gilt die „Mietpreisbremse“ nur für den in § 549 Abs. 2 BGB abschließend aufgeführten Wohnraum nicht. Der Vermieter kann die Mietpreisbegrenzung folglich nicht völlig (!) dadurch umgehen, dass er die Wohnung möbliert.
In Berlin wird bislang von 2 % des Zeitwertes bei Überlassung ausgegangen (Kammergericht vom 1.3.1979 – 20 U 2992/78 -; AG Tiergarten vom 10.2.1983 – 4 C 721/81 -; LG Berlin vom 21.3.2003 – 63 S 365/01."

Berliner Mieterverein

Hin und wieder tauchen unangekündigt Dachdecker auf und führen Reparaturen durch. Gut. Kennen wir seit Jahrzehnten. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.

Drei Jahre nach Umwandlung - Juli 2023  

Inzwischen sind 27 von 30 Wohnungen verkauft worden (Stand 07/2023), davon - unserer Recherche nach - acht Wohnungen an Alt-Mieter*innen zur Selbstnutzung und nicht 50 Prozent, wie von anderen Quellen behauptet. Bislang sind wir verbleibenden Mieter*innen nicht von befürchteten Luxussanierungen und massiven Mieterhöhungen betroffen. Bislang.

Das Leben ist eine Baustelle  

Seit dem Verkauf des Hauses an Accentro und der Umwandlung in Wohneigentum leben wir mit anhaltendem Baustellenlärm unterschiedlicher Intensität, haben in einem Keller ein Regenauffangbecken mit natürlicher Deckenbegrünung, Treppenaufgänge und Flure waren teilweise so verschmutzt, dass der Reinigungsdienst seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen konnte. Diese sarkastische Zusammenfassung der Lebensbedingungen im Bundesratufer 12 hat ein sehr geschätzter Nachbarn im Hausflur ausgehängt.

Einzelheiten  

Die von Accentro eingesetzte Hausverwaltung ist zum Beispiel seit mehr als einem Dreivierteljahr nicht in der Lage, die Reparatur der Durchgangstür zum Gartenhaus durchführen zu lassen. Ein Stein hält die Tür offen, wird dieser entfernt, kann die Tür nicht mehr vom Durchgang aus geöffnet werden, hofseitig nur mit erheblichem Kraftaufwand.
Eine Kellertür kann seit Frühsommer 2023 nicht mehr genutzt werden. Nach der Sanierung einer Kellerdecke im Sommer 2021 dringt kontinuierlich Wasser ein, der Kellerraum steht seitdem unter Wasser.
Im September 2022 wurde eine Gaszentralheizung installiert, mit der Folge, dass wir Bewohner*innen teilweise für mehrere Tage bzw. Wochen keine Warmwasserversorgung und Heizung hatten. Die Heizung funktioniert unzuverlässig seit Beginn der Heizperiode 2022/2023. In manchen Wohnungen kann seit der Erneuerung der Gasleitung im Januar 2023 der Gasherd nicht mehr genutzt werden - es wurde eine Doppelkochplatte als Interimslösung zur Verfügung gestellt. Dies ist für die Betroffenen inzwischen ein Dauerzustand.
Das Dach und etliche Fenster sind stellenweise undicht.
Im Frühjahr 2021 wurde das Treppenhaus im Vorderhaus aufwändig renoviert - vor dem Verkauf der Wohnungen. Im Anschluss wurde der funktionierende Personenaufzug im Juni 2021 stillgelegt und durch einen neuen Aufzug ersetzt - mit der Folge, dass wir Mieter*innen für sechs Monate ohne Aufzug auskommen mussten. Neben erheblichem Baulärm, Staub und starker Verschmutzung des gerade sanierten Treppenhauses war dieser Umstand besonders für beeinträchtigte Mieter*innen belastend.

Eine Art Fazit 

Zusammengefasst gesagt: Aufgrund der Zersplitterung der Zuständigkeiten von Accentro, den neuen Eigentümer*innen und der Hausverwaltung ist die Kommunikation bezüglich der Beseitung der Mängel des Gemeinschaftseigentums schwierig bis unmöglich. Daher haben wir teilweise monatelang auf anstehende Reparaturen gewartet - oder warten noch immer.

Die Atmosphäre im Haus hat sich verändert. Die HausGEMEINSCHAFT ist kleiner geworden.

Impressionen aus dem Bundesratufer 12 und dem Westfälischen Viertel

Vor der Umwandlung - Juni 2020 

Unser ZUHAUSE am Bundesratufer wurde im Juni 2020 an die ACCENTRO Wohneigentum GmbH verkauft, die sich auf ihrer Homepage als "führend in der Wohnungsprivatisierung in Deutschland" bezeichnet. Wir fürchten die Verdrängung unserer vielfältigen Hausgemeinschaft durch:

Wir haben uns als Gemeinschaft der Mieter*innen des Hauses Bundesratufer 12 (in der Folge kurz Hausgemeinschaft genannt) nach Bekanntgabe des Verkaufs im Juni 2020 zusammengeschlossen, um diese für uns bedrohliche Zeit mit dem möglichen Verlust unseres Zuhauses, unseres Rückzugsortes, gemeinsam zu überstehen. Wir alle sind - teilweise seit mehreren Jahrzehnten - fest in unserem Kiez verwurzelt. Unser Kiez - das Westfälische Viertel im Süden Moabits - ist seit etwa 15 Jahren zunehmend von Gentrifizierung betroffen. Insbesondere mit der Errichtung des Wohnkomplexes Bundesratufer/Ecke Bochumer Straße auf dem Areal des Schwesternwohnheims des Krankenhauses Moabit begann der Ausverkauf des Viertels.  

"Bezugsfrei und teuer verkaufte Eigentumswohnungen sind als bezahlbarer Wohnraum dauerhaft verloren. Durch die gestiegenen Preise und die daraus resultierenden höheren hypothetischen Mieten und Eigenkapitalanforderungen ist der Kauf nur für einen kleinen Teil der betroffenen Bevölkerung überhaupt möglich."

Trautvetter (2020)

Die Folgen von Gentrifizierung - der Verdrängung einkommensschwächerer Haushalte durch wohlhabendere Haushalte in innerstädtischen Quartieren - sind auch im Westfälischen Viertel seit Jahren zu beobachten.

"In der so genannten vierten Phase der Gentrifizierung ziehen die einkommensstärksten Haushalte nach, „das Gebiet gilt als eine sichere Kapitalanlage“ (Friedrichs 2000, S. 61). In dieser Phase kann das Viertel, je nach Lage, selbst für Angehörige der Mittelklassen zu teuer werden, insbesondere beim Wohnungswechsel. Man kann dann von einer „Hypergentrifizierung“ sprechen, der selbst die „gentry“ finanziell nicht gewachsen ist."

(Kronauer 2018)

Wir setzen uns gemeinsam für lebendige, bunte Nachbarschaften ein, für eine soziale Stadt und gegen den ungehemmten Ausverkauf der Kieze.

Wohnen ist ein Grundrecht und keine Ware!

Wir fordern ein sofortiges und ausnahmsloses Umwandlungsverbot von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen!

Solidarisch gegen Umwandlung, Eigenbedarf, Kündigung und Zwangsräumungen.

Wohnen für Menschen statt für Profite. Überall!

"(...) Vermietetes Wohnungseigentum taugt wegen der hohen Kaufnebenkosten, der geringen Diversifizierung und Liquidität und der für Laien schwierigen Beurteilung der immobilienbezogenen Risiken nur bedingt für die private Altersvorsorge."

Trautvetter (2020)

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